Grundlagen der Kameratechnik

Das Prinzip einer Kamera hat sich seit der Erfindung der Camera obscura nicht geändert, vorn befindet sich ein Loch, durch das Licht in einen ansonsten lichtdichten Raum gelangt. An der Rückseite erscheint – seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend – ein Abbild der Ansicht vor dem Loch. Das ist unverändert so. Aber die Technik einer Kamera hat sich in vielen Jahren gründlich gewandelt.

Schauen wir noch einmal ein wenig zurück. Als im Jahre 1890 die Photographische Gesellschaft zu Bremen gegründet wurde, waren Photo-Ausflüge eine anstrengende Angelegenheit und forderten die körperliche Leistungsfähigkeit des Photographen. Die aus massivem Holz gebaute und mit Messingbeschlägen versehene Kamera wog zusammen mit dem dazugehörigen Stativ etliche Kilogramm. Hinzu kam das Gewicht der photographischen Platten und deren Kassetten. Der Zeitbedarf für eine Aufnahme war groß, ebenso die Sorge, die Platten könnten einem Transportschaden zum Opfer fallen. Heute sieht das schon deutlich besser aus, eine moderne Spiegelreflexkamera wiegt etwa 500 g plus Objektiv. 3 Bilder pro Sekunde stellen für heutige Kameras mit Motor-Winder oder Digitalkameras keine Hürde dar.

1887 wurde der Rollfilm erfunden und zusammen mit der legendären Kodak Nr. 1, einer Box-Kamera, die mit einem Rollfilm für 100 Aufnahmen bestückt war, war das eine der entscheidenden Erfindungen, um die Photographie zu einem Hobby für jedermann zu machen. Die Fotos der Kodak Nr. 1 waren kreisrund, mit einem Durchmesser von 6,5 Zentimetern.  Genau so, wie das Objektiv das Licht auf den Film lenkte. Alle Objektive zeichnen ein rundes Bild, Filmfenster in den Kameras erzeugen die Ausschnitte, wie wir sie heute kennen. Vom Amateurphotographen wurden diese Rollfilmkameras gern angenommen, doch die Photo-Profis zogen weiterhin ihre schweren Kästen vor. 9 x 12 cm galt zu der Zeit als das kleinste Format, mit dem brauchbare Ergebnisse zu erzielen waren. Ein Mann wie Oskar Barnack, der um 1915 für den Eigenbedarf eine Kleinbildkamera im Aufnahmeformat 24 x 36 mm konstruierte, konnte damals durchaus als Sonderling gelten. Aber seiner Ur-Leica gehörte die Zukunft. 1925 kam sie, zur Leica 1 weiterentwickelt, auf den Markt und war die Sensation des Jahres.  Nur wenig später gab es Leicas mit auswechselbaren Objektiven und es setzte eine Entwicklung ein, die innerhalb weniger Jahre die Photographie revolutionierte.

Lange Zeit war das Kleinbildformat eines unter vielen, es gab weiterhin die Rollfilm- und Großbildformate. Die stetige Verbesserung des Filmmaterials brachte im Laufe der Jahre auch deutlich kleinere Formate. Die „Kamera der Spione“ die Minox, photographierte im Format
8 x 11 mm.  Dazwischen gab es etliche Pocket-Formate. Mit der Entwicklung der Digitalkamera wurden die analogen Formate stetig zurückgedrängt. Man bekommt aber noch Rollfilme im Mittelformat, die anscheinend auch noch in den heutigen Großlaboren entwickelt werden. Dennoch, die Photographie findet heute auf Kleinbildfilmen oder digital statt. Im Jahr 2000 wurden 90% aller Photos analog gemacht, 10% wurden digital aufgenommen. Heute ist es ziemlich exakt umgekehrt.

Bevor die Spiegelreflexkameras den Markt eroberten, waren Sucherkameras die Regel. Sucher gab es in unterschiedlichsten Ausführungen. Generell aber waren Sucher und Objektiv zwei getrennte optische Einheiten. Wurden in den Sucher Daten über die Belichtung eingespiegelt, sprach man von einer Messsucherkamera. Bei der Spiegelreflexkamera wird der Strahlengang des Objektivs in den Sucher gespiegelt, man sieht sehr viel genauer den Bildausschnitt, den man tatsächlich photographiert. Auch andere Informationen, wie Blende und Belichtungszeit und gegebenenfalls eine Warnung vor Unter- oder Überbelichtung sind bei diesen SLR-Kameras im Sucher sichtbar. Bei der Aufnahme selbst wird der Spiegel hochgeklappt und das Licht trifft auf den Film, der Sucher ist dunkel.

Analoge Kameras werden allmählich zu Sammlerstücken, selbst die Spiegelreflexkameras mit Wechselobjektiven und allerlei technischem Schnick-Schnack, weichen den digitalen Nachfolgern. Der laute Spiegel entfällt, der Sensor bedient den elektronischen Sucher und man kann in Echtzeit im Sucher sehen, wie sich Veränderungen der Einstellungen auf das Bild auswirken. Spiegellose digitale Systemkameras sind heute die am häufigsten gekauften Photoapparate.